ADR-Kandidat Dan Hardy: De "klenge Mann" vun RTL - REPORTER (2024)

Dan Hardy war fast 20 Jahre lang Journalist. Jetzt kandidiert er bei den Parlamentswahlen für die ADR – und hat Angst, dass die Medien ihn falsch darstellen. Porträt eines Missverstandenen.

Montag, halb zehn: Der Himmel ist grau, und es ist noch ruhig in der Avenue de la Porte Neuve. Vor allem ältere Passanten schlendern an den Verkaufsständen entlang die Straße hoch. Neben der früheren „Bourse“ bemerken einige ein bekanntes Gesicht.

„Ech kennen Iech vun RTL“, sagt eine stämmige Frau mit weißem Haar, die mit ihrem Rollator vor dem Stand der ADR stehen bleibt. Dan Hardy begrüßt sie mit verhaltenem Grinsen. Er wirkt etwas müde. Der ehemalige RTL-Journalist war früh auf den Beinen: Schon vor 8 Uhr hat er seinen ADR-Kollegen geholfen, den Braderie-Stand aufzustellen.

Kein Wunder, dass die Passanten sein Gesicht kennen. Noch vor wenigen Monaten stand Hardy vor der RTL-Kamera und berichtete vornehmlich über lokale Themen. Jetzt steht er hinter einer orangefarbenen Bierbank, auf der Flugblätter und Visitenkarten der ADR-Kandidaten ausgebreitet sind.Er unterstützt die Partei auf der Braderie, dem inoffiziellen Startschuss für den Wahlkampf. Als Kandidat im Zentrum will er auf Anhieb ins Parlament einziehen.

Zurückhaltender Zuhörer

Um sein Ziel zu erreichen, sucht Dan Hardy am ADR-Stand das Gespräch mit den Wählern. „Wegen der Scheidung musste ich von heute auf morgen 4.000 Euro Steuern pro Jahr zusätzlich zahlen,“ erzählt eine ältere Frau mit blonden Locken. „Mittlerweile hause ich in Deutschland auf einem Campingplatz, weil es in Luxemburg keine Unterstützung gab. Man hat mir hier nur gesagt, ich soll mal im Obdachlosen-Foyer ‚Ulysse‘ nachfragen, ob es dort keinen Platz gibt.“

ADR-Kandidat Dan Hardy: De "klenge Mann" vun RTL - REPORTER (1)

Dan Hardy hört zu, und nickt verständnisvoll: „Dat muss ermiddend sinn, wann dat esou laang schleeft.“ Mit politischen Lösungsvorschlägen hält der ADR-Kandidat sich jedoch auffällig zurück. Vielleicht liegt es daran, dass ein Journalist aufmerksam zuhört und sich Notizen nimmt.

Dass die ADR heute in der Avenue de la Porte Neuve auf Stimmenfang geht, ist Zufall. Doch eigentlich ist es der perfekte Ort, um ein Porträt von Dan Hardy zu zeichnen. Der heutige ADR-Kandidat sorgte nämlich vor rund drei Jahren für Aufregung, als er im Sommer eine Reportagenreihe für RTL produzierte, die sich größtenteils in dieser Straße abspielte: im Binnenhof der früheren „Bourse“, direkt vor dem Alima-Supermarkt.

Kontroverse Reportagen

„Ich fühlte mich damals komplett falsch verstanden“, sagt Hardy rückblickend, während er auf der Terrasse neben dem ADR-Stand zum Pfefferminztee greift. In den Berichten, die im Sommer 2015 ausgestrahlt wurden, hatte der damalige RTL-Reporter Geschäftsleute aus dem Binnenhof der „Bourse“ zu Wort kommen lassen, die sich über die Obdachlosen vor ihren Läden beschwerten.

In einem Bericht heißt es, die Bettler ließen sich „in zwei große Kategorien einteilen: Die, die aus persönlicher Not betteln, und jene, die organisiert der gleichen Praxis nachgehen, wobei es sich meist um Roma handelt.“Andere Medien und einzelne Politiker kritisierten solche Kategorisierungen damals als einseitig bis demagogisch.

Et war gutt fir meng Popularitéit, ech krutdoduerch jo e puer grouss Artikelen am Feierkrop.“Dan Hardy

„Das wurde dann so dargestellt, als würde ich Minoritäten verteufeln“, rechtfertigt sich Hardy heute: „Dabei war doch klar, dass das nicht so gemeint war.“ Eigentlich sei es ihm darum gegangen zu zeigen, dass einige Bettler Opfer von „Menschenhandel“ seien.

Für den früheren Angestellten des unbestrittenen Markt- und Meinungsführers des Landes ist die damalige Kontroverse jedenfalls ein Zeichen dafür, „wie krass unsere Meinungsfreiheit eingeschränkt ist“. Zweifel an seiner Arbeit als Journalist habe er damals aber nicht gehabt. Im Rückblick, sieht er die Sache locker: „Et war gutt fir meng Popularitéit, ech krutdoduerch jo e puer grouss Artikelen am Feierkrop.“ Die Satire-Zeitung gab dem Reporter damals den Beinamen„Dan Hauly“.

Hardy sieht sich als „Sprachrohr“

Zum Journalismus kam Dan Hardy eher zufällig. Nach dem Abitur hatte er sich in verschieden Jobs ausprobiert: Am Flughafen, bei der Cegedel und dann bei der Commerzbank. „Dann stieß ich auf eine Anzeige im „Luxemburger Wort“: „Radio DNR“ suchte Nachrichtensprecher,“ erinnert er sich. Hardy meldete sich und wurde prompt eingestellt. 17 Jahre arbeitete er daraufhin als Journalist. Zuerst beim DNR, später dann bei „RTL Télé Lëtzebuerg“.

Als Journalist verstand Hardy sich als Sprachrohr der einfachen Leute, vom sprichwörtlichen „klenge Mann“. „Dat anert ass jo vill méi einfach: Ëmmerop eng Pressekonferenz goen, all déi héich offiziell Saachen. Do reportéiert ee just wat gesot gëtt,“ so Hardy. Ihn habe es dagegen immer „besonders gefreut, wenn ich dafür sorgen konnte, dass die Leute gehört wurden.“ Seine neue Rolle in der Politik sieht Dan Hardy ähnlich. Er wolle sich jetzt auf anderer Ebene für die Bürger einsetzen:„an der Chamber“.

Folgenreicher Seitenwechsel

Im Gegensatz zu anderen früheren TV-Journalisten oder Moderatoren, wie Nico Keiffer (CSV) oder Monica Semedo (DP), kandidiert Hardy für eine Partei, die noch nie in der Regierung war. Trotzdem rechnet er sich gute Chancen aus, ins Parlament gewählt zu werden.

„Viele meiner Kollegen waren überrascht, dass ich zur ADR ging. Die hätten mich eher bei den Grünen gesehen“, sagt Hardy. Doch ein Wechsel zu einer größeren Partei sei für ihn nicht in Frage gekommen: „Déi Gréng si fir mech net wierklech gréng, dat sinn éischter Bloer, déi Gréng ugestrach sinn.“ Deshalb sei er sich„treu geblieben“ und zur ADR gegangen.

„Ech gesi mech virun allem als de grénge Fliggel vun der ADR. Dat kanns de opschreiwen.“ Dan Hardy

Für Hardy bedeutet die Kandidatur einen Seitenwechsel: Als die Partei vor zwei Wochen der Presse ihr Wahlprogramm vorstellte, musste er erstmals vor seinen früheren Berufskollegen auftreten: Vor laufenden Kameras präsentierte er die Kapitel „Immigration“ und „Mobilität“ des Parteiprogramms. Hardy berichtet jetzt nicht mehr selbst, sondern es wird über ihn berichtet. Wohl ist ihm dabei nicht immer.

„Ech gesi mech virun allem als de grénge Fliggel vun der ADR. Dat kanns de opschreiwen“, antwortet Hardy in bestimmtem Ton auf die Frage, welche Themen ihm besonders am Herzen liegen. „Et geet mer einfach géint de Strech, datt kee Respekt méi fir eisen aale Bambestand do ass, och net bei deene Gréngen. Fir d’ADR gehéieren och déi aal Beem zum Patrimoine.“

Reizthema Immigration

Doch beim Thema Immigration wird der angehende Politiker vorsichtig. „Das Asylrecht darf nicht missbraucht werden, das ist alles was wir fordern. Leute, die Hilfe brauchen, sollen diese natürlich weiter bekommen,“ setzt er an. Doch bei Nachfragen blockt er ab, und droht sogar das Gespräch zu beenden: „Du wëllseppes iwwer Asyl schreiwen, ech weessdat genau, soss géifsder mer elo keng dräi, véier Froen doriwwer stellen. Ech soen elo näischtméi dozou.“ Dann beruhigt er sich aber und lacht:„Ich kenne eure Tricks.“

ADR-Kandidat Dan Hardy: De "klenge Mann" vun RTL - REPORTER (2)

Er sei es leid, in die „rechte Ecke“ gedrängt zu werden, sagt Dan Hardy. „Bei der hei Partei ass et eben eng Gefor, datt ee falsch duergestallt gëtt. Dofir sinn ech virsiichteg,“ so der ADR-Kandidat. Dass Fragen zur Asylpolitik nahe liegend seien, da die ADR das Thema im Wahlkampf stärker in den Vordergrund stellt als zuvor, will Hardy nicht hören. Und das, obwohl er selbst eben das entsprechende Kapitel auf einer Pressekonferenz seiner Partei vorstellte. Hardy würde auch in seiner neuen Rolle am liebsten selbst die Kontrolle darüber behalten, wie er dargestellt wird.

Es gibt keinen Weg zurück

Dabei ist die öffentliche Wahrnehmung der ADR trotz gelegentlicher Kritik nicht mit dem Image rechtspopulistischer Parteien im Ausland zu vergleichen. Das lässt sich auch auf der Braderie beobachten. Gegen Mittag schaut Etienne Schneider am ADR-Stand vorbei: „Salut, wéi ass et hei?,“ fragt der Vize-Premier und LSAP-Spitzenkandidat jovial in die Runde und nimmt sich ein Bonbon aus dem weißen Plastikkorb gleich neben den ADR-Flugblättern. Er wechselt ein paar kollegiale Sätze mit den ADR-Kandidaten, dann macht er sich auf den Weg zum Stand seiner eigenen Partei. In Deutschland wäre ein ähnlich freundlicher Umgang zwischen führenden Sozialdemokraten und AfD-Politikern in der Öffentlichkeit nur schwer vorstellbar.

Und doch sind manche Forderungen der ADR und der Ton ihrer Kampagne umstritten. Auch Dan Hardy wird sich wohl oder übel an kritische Stimmen gewöhnen müssen. Denn sein Wechsel in die Politik lässt sich nur schwer rückgängig machen:Seinen früheren Job wird er nicht mehr ausüben können – zumindest bei RTL gilt betriebsintern das unmissverständliche Prinzip, dass es für einen Kandidat bei den Wahlen keinen Weg zurück gibt.

Davon hat wohl auch eine neugierige Passantin gehört, die am ADR-Stand stehen bleibt und fragt: „A wat mechs de dann wanns de net gewielt gess?.“ Hardy antwortet prompt: „Da ginn ech bei d’Partei an de Büro.“ Es klingt nach einem ganz normalen Job, für den man sich nicht rechtfertigen muss.

ADR-Kandidat Dan Hardy: De "klenge Mann" vun RTL - REPORTER (2024)
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